Offener Brief an alle Planungsbeteiligten

Unser offener Brief an alle Planungsbeteiligten des Projekts „Windpark Heuchelberg“ und die Betroffenen der umliegenden Gemeinden Brackenheim, Leingarten, Nordheim und Schwaigern

Vor wenigen Wochen wurden wir, die allgemeine Bevölkerung, von der Vorstellung des Projektes „Windpark Heuchelberg“ ziemlich überrascht. Die Geschwindigkeit, in der alles vonstatten geht, ist mit atemberaubend wohl ziemlich passend umschrieben. In den stringent organisierten Informationsveranstaltungen wurden auch alle positiven Aspekte umfassend dargelegt, um nicht zu sagen beworben.

Wir können gerne über alles reden. Auch darüber, den Heuchelberg als landschaftsprägendes Naherholungsgebiet für die großindustrielle Stromgewinnung zu nutzen. Dann aber bitte unter objektiver Betrachtung sämtlicher Fakten und klarer Benennung der Absichten und Konsequenzen.

Wie bei jedem Großprojekt gibt es nämlich nicht nur Vorteile, sondern auch teilweise erhebliche Nachteile. Unter anderem die großen gesundheitlichen Bedenken vonseiten der Bevölkerung kamen dabei leider viel zu kurz. Davon abgesehen blieben auch noch jede Menge inhaltliche Fragestellungen übrig, die vor einer weiterführenden Entscheidung unbedingt geklärt, zumindest aber breit diskutiert werden müssen. Sie sollen hier nur kurz angerissen werden.

Bei genauerer Betrachtung fällt schnell auf, dass das Projekt nicht wie dargelegt, aus einer Notsituation heraus quasi alternativlos ist, und so schnell wie möglich umgesetzt werden muss, sondern es besteht mindestens aus 3 unabhängigen Interessensgebieten:

1. Ökologie/Klimaschutz (strenge Vorgaben durch die Politik)
2. Wirtschaft, lokale Wertschöpfung (erst möglich durch neue, hohe Subvention)
3. Naturschutz / Naherholung (in einem Gebiet mit sehr hoher Bevölkerungsdichte)

Diesen Interessen liegen aus unserer Sicht folgende Gegebenheiten zugrunde:

1. Das vielzitierte Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) fordert ein Ausweisen (also örtliche Festlegung) der entsprechenden Flächen, nicht den Bau. Der extreme zeitliche Zwangspunkt von 2025 ist in Baden-Württemberg hausgemacht und nicht im WindBG verankert, denn dort wird 1,1% bis 2027 und 1,8% erst bis 2032 gefordert! Die Flächen müssen bei uns pro Region ausgewiesen werden und nicht pro Gemeinde. Die gleichmäßige Verteilung auf jede Gemeinde ist lediglich ein temporäres, verwaltungstechnisches Hilfsmittel für die Planung, aber kein abschließender Sollzustand. Zudem gibt es immer noch die Möglichkeit, die Hälfte der Flächen in anderen Bundesländern auszuweisen. Zwar hat unsere Landesregierung die Absicht erklärt, dies nicht tun zu wollen, es bleibt aber trotzdem eine durchaus sinnvolle Option.

2. Der Heuchelberg liegt in einem Schwachwindgebiet – nicht umsonst gibt es bis heute kaum Windenergieanlagen in der Gegend. Vorbehaltlich genauerer Messungen ist eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit zu erwarten, die um die Mindestanforderung liegt, möglicherweise sogar darunter. Die vorgeschlagenen Anlagen (E-175) würden im Idealfall bei höchstens etwa 20% ihres Betriebsspektrums laufen und könnten maximal 30-35% ihrer Kapazität ernten. Somit wären 65-70% der zum Bau eingesetzten Ressourcen vergeudet und dennoch alle Nachteile voll wirksam.

3. Der Heuchelberg ist in vielfacher Hinsicht landschaftsprägend. Er ist mit seinen umliegenden Weinbergen, bekrönt von einem substantiellen Restwald über den typischen Keuperabbrüchen, und nicht zuletzt der weithin sichtbaren Warte geradezu ein Idealbild für die Verknüpfung zwischen Mensch, Kultur, Landwirtschaft und Natur. In einem der am dichtesten besiedelten nicht-urbanen Gebiete Deutschlands und Europas dient er zudem als wichtiges Naherholungsgebiet und genießt dabei auch überregionale Beachtung.

Betrachtet man sich diese Aspekte, so gibt es erhebliche Zweifel an der Darstellung durch die Planungsbeteiligten auf den Informationsveranstaltungen. Die gesetzlichen Vorgaben lassen jede Menge Spielräume. Diese sollten im Sinne einer nachhaltigen Ökologie auch genutzt werden, damit die durch den Einsatz wertvoller Ressourcen erkauften Potentiale der Windkraftanlagen wenigstens voll ausgenutzt werden können und somit ein maximaler Effekt eintritt.

Wunschdenken kann leider die Physik nicht beeinflussen. Daran, dass am Heuchelberg einfach nicht genügend Wind weht, um die Anlagen sinnvoll zu betreiben, können auch die hohen Subventionen nichts ändern. Es steht zu befürchten, dass der Windpark nur wenig bis gar keinen Gewinn abwerfen würde, wodurch das Argument der lokalen Wertschöpfung ad absurdum geführt werden würde, zumindest auf der Seite der beteiligten Bürger.

Somit wäre durch einen Windpark auf dem Heuchelberg weder ökologischen noch ökonomischen Interessen gedient. Dadurch rücken die anderen Belange (Gesundheit Mensch und Natur) ins Zentrum der Betrachtungen und eine Realisierung mit all ihren Nachteilen müsste somit eindeutig abgelehnt werden.

Um eine möglichst transparente und für viele tragbare Lösung zu finden fordern wir die Klärung dieser Fragen, noch bevor die weiteren Planungsschritte beschlossen werden. Wir schlagen vor, dass dies in einer kleineren Arbeitsgruppe mit Bürgern, unabhängigen Fachleuten und Planungsbeteiligten geschieht, die aber nicht hinter geschlossenen Türen stattfindet, sondern per Video übertragen oder aufgezeichnet wird. Dafür müssen wir uns einfach die nötige Zeit nehmen, denn der Zeitdruck entsteht nur aus den realitätsfernen, gesetzlichen Vorgaben. Es wäre bei weitem nicht das erste Gesetz, das grundlegend geändert werden müsste bzw. in seinem Inhalt deutlich angepasst würde. Dazu ist ein gesamtgesellschaftlicher, demokratischer Prozess nötig, dem wir uns gemeinsam stellen müssen.

Wir sind die Arbeitsgruppe Pro-Heuchelberg, die sich in Anbetracht der sich überstürzenden Ereignisse spontan aus den umliegenden Gemeinden zusammengefunden hat. Da es nach unserer Erfahrung eine erhebliche Skepsis in der Bevölkerung gibt, arbeiten wir an der Gründung einer Bürgerinitiative und sind am unkomplizierten und offenen Austausch mit anderen Beteiligten interessiert, sowohl Für als auch Wider.

Bringen wir unser Anliegen abschließend noch einmal auf den Punkt:

Der Heuchelberg ist für alle da – Pflanzen, Tiere und Menschen

Lasst uns reden!

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