WINDIGE WANDERGEDANKEN
Zu Fronleichnam auf dem Heuchelberg, Sonne und leichter Wind: was für ein Vergnügen. Der Parkplatz bereits am frühen Morgen gut besetzt und Wanderer jeder Altersgruppe unterwegs.
Ich fühle mich wohl hier oben. Das ist ein wunderbares Stück Heimat, auf das ich nicht verzichten kann. Wenn ich auf die anderen Spaziergänger schaue, frage ich mich, ob sie wissen, welches Schicksal die Politik für den Heuchelberg vorgesehen hat. Und wenn ja, ob ihnen die Entstehung eines riesigen Industriegeländes – euphemistisch „Windpark“ genannt – gleichgültig ist?
Als Christ muss ich gerade heute an unser aller Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung denken. Warum sollte die Vernichtung von 1,8% der Landfläche für ein hochspekulatives Energieprojekt sinnvoller sein, als der Ausbau und die Modernisierung konventioneller Energiearten? Was für ein Hochmut spricht aus der Annahme, wir müssten und könnten das Klima retten.
Das 1,8%-Flächenziel für Windindustrieanlagen ist kein Naturgesetz, das ist ein politisch gewolltes Vorhaben mit ungewissem Nutzen aber sehr gewissen Schäden an der Natur. Für Baden-Württemberg bedeuten 1,8% immerhin stattliche 643 km², das ist deutlich mehr als die Fläche des Bodensees.
Der Wald hier oben besteht nicht nur aus ein paar Bäumen und Gräsern – das ist ein über Jahrhunderte gewachsenes System aus Pflanzen und Tieren. Wir Heuchelberganlieger haben das Glück, unser Trinkwasser aus den uralten Grundwasserläufen des Heuchelberges zu beziehen. Nach dem Bau der 13 riesigen Windmühlen wird dieses System unwiederbringlich zerstört sein.
An Ende meiner Wanderung fällt mit eine Gedichtzeile aus meiner Schulzeit ein: „Wer beschützet und erhält, hat das schönste Los gewonnen.“ Noch ist Zeit, das Schlimmste zu verhindern.
Matthias Gärtner